Mein erster veröffentlichter Text; ich bitte um Kritik^^
Der heutige Tag in der Penne gab mir seit langer Zeit mal wieder einen halbwegs nennenswerten Ansporn, mich an meinen PC zu setzen und diesen Schund zu verfassen, anstatt für die Morgenanstehende PGW-Arbeit zu lernen.
Wir behandelten im nicht unbedingt zu verachtenden Fach Ethik das neu anstehende Thema ,,Gewissen“… Unser werter Herr Lehrer, Herr Winkelhake erteilte uns den Arbeitsauftrag, folgende Situation auf eine eventuell sich meldende Stimme des Gewissens zu überprüfen: Wir betreten den Supermarkt um die Ecke und holen uns eine Tafel Schokolade. Ja, in der Tat, der Engel auf meiner Schulter flatterte heftig. Denn wenn man bedenkt, dass um diese Schokolade über die Jahre hinweg mit der selben unglücklichen lila eingefärbten Kuh geworben wurde, die nun wahrscheinlich nun als verstörter, rampenlichtsüchtiger Möchtegernstar an der nächsten Staffel des Dschungelcamps teilnehmen wird, dreht sich einem doch der Magen um, oder?
Doch wäre dieser Gewissenskonflikt schon nicht genug, geht die Geschichte auch noch weiter: Wir gehen mit der Schokolade auch noch zur Kasse und bezahlen sie! Das Engelchen auf meiner Schulter hebt vor lauter Flügelschlagen ab und erzeugt einen Sturm, der den Darmwinden eines Bohnen essenden Helmut Kohl die Ehre gemacht hätte . Zu Recht, wie ich sagen muss! Wie konnte ich nur der Menschheit diese Schmacht antun und nur daran denken, einem Supermarkt eines großen, profitgeilen Konzerns, der lügt und betrügt, nur um an die Kohle eines jeden humanoiden Wesens heranzukommen, auch noch Geld in den Hintern zu schieben? Manchmal wundere ich mich über mich selbst.
Nun kommt der Teil, auf den unser Lehrer mir unverständlicherweise den größten Wert gelegt hat: Wir bezahlen (ja, das tut weh!) mit einem 5 Euroschein. Die in der Evolution anscheinend zurückgebliebene Kassiererin hält unseren Mickerling jedoch für einen Zwanziger und gedenkt auch, entsprechend Wechselgeld herauszugeben. Dieses erhalte ich nun und zähle nach; dabei fällt einem Mathematischen Künstler wie mir natürlich sofort auf, dass es sich nicht um die drei fünfzig handelt, die ich zurückzubekommen glaubte. Das Engelchen auf meiner Schulter hat es sich in seinem Schlafsack bequem gemacht, war sich jedoch nicht zu schade, ein ,,na und?“ Schild ans Kopfende zu stellen.
Ja, warum soll ich jetzt Gewissensbisse bekommen? Die Kassiererin, die ihren verhassten Job jetzt schon seit zehn Jahren macht, jeden Handgriff kennt, jeden Kunden nur unfreundlich anschnauzt und sich ihr Gehalt so oft aufbessert wie möglich, indem sie die zahlende Kundschaft bescheißt, hat sich geirrt! Und ich bekomme mehr wieder raus als ich bezahlt habe! Das ist ja wie Weihnachten! Ich gehe freudestrahlend aus dem Supermarkt und betrachte meine Beute. Mehr als fünfzehn Euro befinden sich in der einen, eine Tafel Milkaschokolade in der anderen Hand . Da erwacht mein Engelchen, greift nach seinem ,,na und?“ Schild und schlägt es mir um die Ohren. Die Schuldgefühle lodern in mir auf. Ich werde der Hölle nicht entkommen, wenn ich diese Missetat nicht sofort korrigiere. Ich spanne meine Muskeln an und schleudere die Milkaschokolade von dannen. Mein Gewissen ist rein. Noch besser wäre es natürlich gewesen, wenn ich sie umgetauscht und die Kassiererin noch mal verarscht hätte, doch in einem Supermarkt ist dies leider nicht möglich. Noch ein Grund, um Konzerne zu hassen. Ich verspüre das Bedürfnis, einen vernichtenden Artikel über Konzerne zu schreiben, jedoch überzeugt mich diesmal der Teufel mit dem Argument, dass ich jetzt lieber mein frisch verdientes Geld ausgeben sollte. Das Engelchen sieht das ein.
Johannes Nehren April 2006